Ein „Schatz“ aus dem Rhein
Café Orient: Betreiber-Enkel erhält neue Erinnerungsstücke vom legendären Wiesbadener Kaffeehaus
23. Januar 2010, Wiesbadener Kurier (bra)
Steter Tropfen höhlt den Stein, davon ist Bernd Richefort ganz überzeugt. Seit Jahren sammelt der Enkel des einstigen Betreibers des Café Orient Erinnerungsstücke des legendären Caféhauses Unter den Eichen, das 1964 abgerissen wurde. Und immer wieder kommt Neues hinzu: alte Fotografien, Postkarten, erzählte Erinnerungen, Stühle, Geschirrteile, Besteck und ähnliches. Sogar ein Modellnachbau des prunkvoll verzierten Gebäudes im maurischen Stil im Maßstab 1:25 hat er anfertigen lassen und möchte es später dem Stadtmuseum zur Verfügung stellen.
Nachdem der Kurier im vergangenen Frühjahr zum 45. Jahrestag des Abrisses des Cafés berichtet hatte, meldete sich prompt Familie Hickel bei Bernd Richefort mit einem ganz besonderen Café-Orient-Souvenir: einem silbernen Kaffeelöffel mit Café-Orient-Schriftzug. Den hatte Tochter Katharina im Sommer 2003 bei einem Spaziergang am Rheinufer entdeckt. In Folge des Jahrhundertsommers führte der Rhein ganz wenig Wasser, und die damals Elfjährige entdeckte am Rande des Flussbetts plötzlich den glitzernden Löffel und etwas später noch einen bleiernen Esslöffel. Der „Schatz“, wie ihn Katharina damals stolz bezeichnete, geriert in Vergessenheit, doch als die Familie dann im April 2009 den Artikel über das Café Orient las, erinnerten sich Vater und Tochter wieder daran und nahen sofort Kontakt mit Bernd Richefort auf.
Dabei kam dann heraus, dass Katharinas Mutter gegenüber dem Café Orient aufgewachsen ist und ihre Großmutter dort sogar gearbeitet hat. Nun ziert der Kaffeelöffel aus dem Rhein die Richefortsche Sammlung, bei dem bleiernen Esslöffel fehlte die Gravur, deshalb weiß der Enkel nicht, ob auch er einst zum Café gehörte.
Ebenso nennt er nun zwei Feldpostkarten mit dem Abbild des Caféhauses sein eigen. „ebenfalls eine Reaktion auf den Artikel“, freut sich Bernd Richefort. Außerdem ist er auf einen Artikel in der „Wiesbaden Post“ gestoßen, einer Zeitung für die nach dem zweiten Weltkrieg hier stationierten US-Soldaten, in dem der Autor 1948 ganz beeindruckt von seinem Besuch im Café berichtet.
Bernd Richefort such nach wie vor Andenken, Fotos, Gegenstände und ähnliches vom Café Orient, Telefon 0175/2065114 oder im Internet.