Sonder-Briefmarke versinkt im Orkus

Neues rund um das alte „Café Orient“ Unter den Eichen / Spurensuche geht weiter

11. Dezember 2008, Wiesbadener Kurier (Bertram Heide)

Das Modell des alten „Café Orient“ Unter den Eichen ist fertiggestellt. Bernd Richefort, Enkel des Erbauers Alfred Georgi, bereitet jetzt ein Buch über die wechselvolle Geschichte des Traditionscafés am Stadtrand vor und weiß von mancher neuen Anekdote zu berichten.

Es ist immer noch die akribische Spurensuche, die Bernd Richefort umtreibt. Exponate aus der „guten alten Zeit“ will er finden, aber auch Zeitzeugen befragen. Richefort, Enkel des Café-Gründers Alfred Georgi, will aber auch die Erinnerung wach halten: An eine Institution, die im Wiesbaden der Kaiserzeit aufgebaut, 1964 allerdings abgerissen wurde.

Früh entstand bei ihm bereits die Idee, man könne doch dem Traditions-Café zumindest eine Sonderbriefmarke widmen. Der ehemalige Reinigungs-Unternehmer machte sich sachkundig und schrieb schließlich am 21. Oktober 2002 an das „Referat Postwertzeichen“ des Bundesfinanzministeriums in Berlin. Einen Vorschlag für die Gestaltung der Briefmarke (siehe Bild) legte er bei.

Eine Antwort aus Berlin kam zehn Tage später unerwartet und prompt. „Ihre Anregung ist für die Planung des Sonderpostwertzeichen-Programms 2004 vorgemerkt worden. Alle für das Jahr 2004 vorliegenden Vorschläge werden, voraussichtlich zu Beginn des Jahres 2003, erörtert“, teilten die Berliner mit. Seitdem herrscht Funkstille.

Bernd Richefort hat allerdings den neuesten Vorschlag der Post aufgegriffen und technisch bereits umgesetzt; am Computer entwarf er Briefumschläge mit dem „Café Orient“ als 55-Cent-Briefmarke, einem Werbeaufkleber und der entsprechenden Internetadresse.

Auf der Suche nach Zeitzeugen ging er auch neue Wege. Als der „Vater“ der ZDF-Mainzelmännchen Wolf Gerlach im Frühjahr seinen 80. Geburtstag feierte, erhielt er natürlich einen Glückwunsch mit der Bitte, ob er sich nicht an das „Orient“ erinnern könne, schließlich war die Fernsehanstalt einst in unmittelbarer Nähe angesiedelt.

Der Trickfilm-Künstler antwortete: „Ich habe dort noch oft meinen Kaffee getrunken, aber da war der Zustand schon desolat. In Wiesbaden wurden viele alte Villen abgerissen. Ich selbst habe in der Weinbergstraße 10 noch eine gerettet und auch zehn Jahre bewohnt.“

Alfred Georgi war, bevor er 1893 nach Wiesbaden kam, der Hofkoch der letzten drei Deutschen Kaiser gewesen. Ein Grund für Bernd Richefort, sich auch an den Chef des Hauses Hohenzollern Prinz Georg Friedrich von Preußen zu wenden. Der Wiesbadener bat um Einsicht in das Familienarchiv des letzten deutschen Kaiserhauses. Fast ein Jahr ist es her, dass ein entsprechenden Schreiben aus Wiesbaden abging. Eine Antwort gab es bisher nicht.

Bernd Richefort wir aber trotzdem nicht seine Suche nach den Spuren seines Großvaters Alfred Georgi, des Hofkochs der Kaiser, und des „Café Orient“ aufgeben. Er setzet die Suche in Archiven und Bibliotheken fort und hofft immer noch auf die Mithilfe von Zeitzeugen, die ihm schildern können, wie es denn damals war in dem international bekannten „Café Orient“, am Rande der Innenstadt und direkt am Wald ein beliebtes Ausflugsziel und vor allem auch ein Tanzlokal, das viele Menschen angezogen haben muss.

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