Beliebt für Karnevals-Orden
Das alte Café Orient „Unter den Eichen“ bleibt im Gedächtnis der Bürger
15. März 2006, Wiesbadener Tagblatt (Bertram Heide)
Das Café Orient, ehemals „Unter den Eichen“ angesiedelt, ist immer noch tief in der Erinnerung der Wiesbadener. Bernd Richefort, dessen Familie das Café einst pachtete, ist immer noch auf intensiver Spurensuche.
„Das Hessische Hauptstaatsarchiv ist mir inzwischen eine große Hilfe“, sagt der Wiesbadener Gebäudereiniger. Dort fand sich beispielsweise auch die alte Personalakte seines Vaters, der nach dem Krieg als Cellist im Orchester des Hessischen Staatstheaters tätig war. „Die Personalakte will ich mir bald mal in aller Ruhe anschauen“, sagt Bernd Richefort.
Sein Hauptinteresse, darüber hatte das „Tagblatt“ mehrfach berichtet, gilt allerdings dem alten Café Orient, das früher „Unter den Eichen“ stand und 1964 abgerissen wurde. Richefort sammelt alte Darstellungen, die Lebensläufer und Geschichten der Pächter, zu denen auch seine Familie zählte, und vom Besteck bis zu Möbeln eigentlich alles, was heute noch zu finden ist.
Seine Kontakte reichen mittlerweile bis nach Amerika, wo Verwandte eines ehemaligen Pächters heute noch leben (wir berichteten). Das reicht Richefort aber bei weitem nicht: Er sucht auch in der Region Mitstreiter, die ihm eventuell alte Aufnahmen überlassen könnten oder sogar noch Geschichten aus dem alten Café-Betrieb kennen. „Rheinblickterrasse“ nannte sich beispielsweise die Außenbestuhlung, die auf unserem Bild zu sehen ist.
Das Café Orient ist immer noch ein beliebtes Motiv für die Orden, die in der Wiesbadener Fastnacht vergeben werden. Das Orient zierte beispielsweise der offizielle Orden der Dacho im Jahr 1992. In 2000 wählte der WCV „Die lustge Kunne“ das alte Café an der oberen Platter Straße als Motiv. Und im laufenden Jahr war es das Sozialdezernat der Stadt, das sich das Orient als Ordens-Motiv aussuchte.
Bernd Richefort bereitet ein Buch über das Café Orient vor. Speziell sucht er Informationen über die Inhaber Xaver und Mathilde Finsterer, die Pächter waren, als das Bild der Terrasse entstand. „Finsterer“, so weit fand er heraus, „ist eigentlich ein gängiger Wiesbadener Name“. Es müssten also Nachkommen noch in der Stadt leben, hofft er. Zwischen 1938 und 1948, so Richeforts Recherchen, waren die Finsterers im Café.
Unterlagen sucht Richefort auch zu Ludwig Wagner, einem Wiesbadener Bildhauer und Stuckateur, der wohl maßgeblich am Innenausbau des Café Orient beteiligt war und später seiner Familie von diesen Arbeiten im türkischen, marokkanischen Stil berichten konnte. Der Bau eines Modells des Café Orient schreitet übrigens voran.